Von Sacha Wigdorovits*
Diese Woche weilte der israelische Verteidigungsminister Moshe Ya’alon bei seinem schweizerischen Amtskollegen Guy Parmelin, um über die Zusammenarbeit der beiden Länder in militärstrategischen Fragen und bei der Rüstungsbeschaffung zu diskutieren.
Damit zog sich die Schweizer Regierung natürlich sofort den Unmut all jener zu, die finden, unser Land solle mit Israel wegen dessen Konflikt mit den Palästinensern möglichst auf keiner Ebene mehr irgendwelche Beziehungen pflegen.
Solche Kritiker findet man inzwischen nicht mehr nur in der (linken) Politszene, man findet sie auch unter Kulturschaffenden. So hat mich unlängst ein Facebook-Freund darauf aufmerksam gemacht, dass Filmemacher Rolf Lyssy („Die Schweizermacher“, „Ursula oder das unwerte Leben“, „Leo Sonnyboy“) zusammen mit weiteren Schweizer Filmschaffenden am letztjährigen Filmfestival von Locarno dazu aufgerufen hat, israelische Berufskollegen zu boykottieren.
Das hat mich schockiert. Am wenigsten, weil Rolf Lyssy selber jüdisch ist und eigentlich wissen müsste, woher der Aufruf „Kauft nicht bei Juden!“ stammt. Weit mehr zu denken gab mir, dass ein Kulturschaffender sich dafür einsetzt, andere Kulturschaffende, welche den gleichen westlichen-humanistischen Werten wie er verpflichtet sind, zu boykottieren, bloss weil er die Regierung ihres Landes nicht mag. Eine solche Haltung ist eines Kulturschaffenden unwürdig.
Im Falle von Israel – und zum Boykott von iranischen, syrischen oder irakischen Filmen haben Lyssy & Co natürlich nicht aufgerufen – ist so ein Appell besonders peinlich und beschämend. Denn gerade die Israelis zeigen, dass man Kulturschaffen und Politik auseinanderhalten sollte. Sogar wenn es um Kultur von jemandem geht, der als Person eine zu tiefst…WEITERLESEN