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Der Weglasser
Gute Journalisten beachten bei ihrer Arbeit verschiedene publizistische Grundsätze, zu denen die “Achtung vor der Wahrheit” sicher nicht als letztes Gebot gehört. In seinem Pressekodex formuliert der Deutsche Presserat näher, was er sich darunter vorstellt:
“Zur Veröffentlichung bestimmte Informationen in Wort, Bild und Grafik sind mit der nach den Umständen gebotenen Sorgfalt auf ihren Wahrheitsgehalt zu prüfen und wahrheitsgetreu wiederzugeben.”
Behauptet nun jemand, der gewiß einige Prominenz genießt, “ethnische Säuberungen”, einen zumindest versuchten Völkermord also, ist das durchaus eine Nachricht. Und so zitiert Christian Wagner Richard Falk im Staatsfunk durchaus korrekt:
“Es gibt mehr und mehr Siedler, und Jerusalem wird gezielt zu einer rein jüdischen Stadt gemacht.”
Richard Falk allerdings unterliegt keinem Wahrheitsgebot. Und das kann wissen, wer in Tel Aviv stationiert, in dessen Umgebung tätig ist und sogar noch anmerkt, “die israelische Regierung aber hat Falk immer wieder Einseitigkeit vorgeworfen”.
Doch genügt es, einfach zu erklären, die israelische Regierung widerspreche Richard Falk regelmäßig? Müßte der Journalist, sofern das möglich ist, nicht selbst den Wahrheitsgehalt der Aussage prüfen, die er immerhin aus eigenem Antrieb zitiert?
Christian Wagner jedenfalls unterläßt es. Und so erfährt sein Publikum nicht, daß die israelische Hauptstadt Jerusalem weit davon entfernt ist, “ethnisch gesäubert” und “zu einer rein jüdischen Stadt gemacht” zu werden.
1972 lebten in Jerusalem 313.800 Menschen, unter ihnen 83.500 Araber, was einem Anteil an der Gesamtbevölkerung von 26,6% entspricht. Elf Jahre später, 1983, lag der arabische Anteil an der auf 428.700 Menschen gewachsenen Bevölkerung bei 28,55%.
1995 lag der arabische Bevölkerungsanteil bei 30,1%, fünf weitere Jahre später, 2000, bei einer inzwischen auf 657.500 Menschen gewachsenen Gesamtbevölkerung bei 31,7 Prozent beziehungsweise 208.700 Menschen.
Und so ging es stetig weiter: 2002 lag der arabische Bevölkerungsanteil an der Einwohnerschaft Jerusalems bei 32,6%, 2003 bei 32,9%, 2004 bei 33,56%, 2005 bei 34%, 2006 bei 34,4%, 2007 bei 34,8%, 2008 bei 35,27% und 2009 bei 35,69%.
2015 wird Jerusalem nach Schätzungen 884.000 Einwohner haben, darunter 334.500 Araber (37,8%). 2020 sollen 958.900 Menschen in der israelischen Hauptstadt leben, 371.700 Araber werden dann einen Anteil von 38,76% an der Bevölkerung bilden.
Wie Jerusalem auf diese Weise jemals eine “rein jüdischen Stadt” werden soll, weiß nur Richard Falk, der scheidende Sondergesandte des “UN-Menschenrechtsrats” für die palästinensischen Gebiete. Und, vielleicht, Christian Wagner, der sich die eigene Recherche sparte.
Indem er ausgerechnet diese Behauptung Richard Falks auswählte, zitierte und ihren Wahrheitsgehalt gerade nicht hinterfragte, machte Christian Wagner sie sich zu eigen und desinformierte so sein Publikum, enthielt ihm die Wahrheit vor.
Christian Wagner ist eben bloß ein deutscher Staatsjournaillist.
Yet another Tale from Pallywood: Niemand hat überhaupt eine Absicht …
Ist es entschuldbare Naivität, schlicht Blödheit oder böser Wille, der Christian Wagner am Abend im deutschen Staatsfunk Nabil Shaath, einen Vertrauten Abu Mazens, mit den Worten zitieren läßt, “niemand in der Palästinenserführung wolle einen dritten Aufstand, eine weitere Intifada”?
Das Gegenteil ist der Fall. Wie die Jerusalem Post bereits am Sonntagmorgen berichtete, seien sich “Palästinenserpräsident” Abu Mazen und der Hamas-Anführer Khaled Meshaal am Rande eines Treffens in Kairo einig darüber gewesen, daß eine “friedliche Intifada” auf der Tagesordnung stehe.
Die derzeitigen antiisraelischen Ausschreitungen in den umstrittenen Gebieten, die auf “palästinensischer” Seite durch den Einsatz friedlich brennender Reifen und nicht weniger friedlich durch die Luft fliegender Gesteinsbrocken gekennzeichnet sind, findet Abu Mazen denn auch begrüßenswert:
“Speaking during an interview with Al-Arabiya TV, Abbas said that he fully supported demonstrations against the security barrier and settlements, as well as Palestinian attempts to establish outposts in the West Bank [..].”
Und nachdem am Morgen bekannt wurde, daß Arafat Jaradat, dem vorgeworfen wurde, Soldaten der israelischen Streitkräfte angegriffen zu haben, in israelischer Haft verstarb, sind es da nicht Vertreter der PA, die die Stimmung mit der unbelegten Behauptung anheizen, der “Palästinenser” sei zu Tode gefoltert worden?
“An autopsy has revealed that Arafat Jaradat died of extreme torture in Israeli custody and did not have a cardiac arrest, the PA Minister of Detainee Affairs said Sunday.”
Daß die für die Autopsie verantwortlichen Experten erklären, sie hätten keine Spuren für eine Mißhandlung finden können, daß die angebliche Folter aus Wiederbelebungsversuchen nach einem Herzanfall bestand, weiß der “palästinensische Minister” Issa Qaraqe ebenso wie Kameel Sabbagh, der Anwalt des verstorbenen Inhaftierten.
“Jaradat’s body was dissected in the Abu Kabir Forensic Institute in the presence of a Palestinian pathologist, several family members and a legal team from the Palestinian Authority’s Prisoner Affairs office.
According to the institute, the autopsy revealed no external physical injuries other than those suffered during resuscitation attempts and a small bruise on the right side of the chest.”
Issa Qaraqe lügt also ganz bewußt, wenn er “extreme Folter” behauptet. Und er tut es als Minister seines “Präsidenten”, der durchaus ein Interesse daran hat, den Zorn mit seiner Tyrannei unzufriedener “Palästinenser” auf Israel zu lenken. “PA gives no indication of calling for West Bank calm”, konstatiert die Jerusalem Post.
Wohl nur beim deutschen Staatsfunk kann man da noch daran glauben, daß “niemand in der Palästinenserführung [..] einen dritten Aufstand, eine weitere Intifada” wolle.