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Ruprecht Polenz`Märchenstunde
… oder Ägyptens Präsident Muhammad Mursi, der lupenreine Demokrat!
Ja, was wurde gejubelt als der „Arabische Frühling“ in Ägypten seinen Einzug hielt: Voller Hoffnung auf gesellschaftliche Veränderungen und demokratische Strukturen freute sich der Westen mit der ägyptische Bevölkerung. Die Stimmen, die seinerzeit vor dem großen Einfluss der „Muslimbrüder“ und der darin agierenden Salafisten warnten, wurden ignoriert oder als „Schwarzseher“ abgestempelt. Nun ist einige Zeit vergangen, es wurde gewählt und die damaligen „Schwarzseher“ scheinen Recht gehabt zu haben: Die Ägypter gaben ihre Stimme jenen Parteien, die weniger Freiheit und mehr Sharia versprachen. Präsident Mursi stellte sich zunächst per Dekret über die Justiz und anschließend wurde die neue Verfassung auf Grundlage der Sharia durchgepeitscht: Beschneidung der Religionsfreiheit, Beschneidung der Gleichberechtigung von Frauen, Herabsetzung des Mindestalters bei Hochzeiten für Mädchen auf 14 Jahre, Beschneidung der Rechte der Opposition, Beschneidung der Rechte Minderheiten (religiöse, gesellschaftliche, gleichgeschlechtliche) …..
Voller Verwunderung darf man daher folgenden Link auf der Pinnwand[1] von Ruprecht Polenz zur Kenntnis nehmen:
Die Märchenstunde von M. Mursi und die Scheuklappenmentalität des Westens? Oder nur Schwarzseherei der Kritiker? Nachfolgend wollen wir uns einige Aussagen des M. Mursi in o. g. Interview genauer ansehen:
1. „Kritiker fürchten, dass Ägypten ein Gottesstaat werden könnte.“
„Wir glauben nicht an einen Gottesstaat. … Der Staat, an den wir glauben, ist ein moderner Staat, in der die Machtübergabe friedlich verläuft, in der Demokratie und Freiheiten herrschen, in der die Opposition und soziale Gerechtigkeit respektiert werden. In diesem Staat ist das Volk der Souverän, von dem alle Gewalt ausgeht.“
„Artikel 2 der ägyptischen Verfassung: Der Islam ist die Religion des Staates und Arabisch die offizielle Sprache. Grundsätze des islamischen Scharia sind die Hauptquelle der Gesetzgebung.“[2]
„Frauenrechtlerinnen fürchten, dass islamistische Kräfte den Scharia-Vorbehalt in Artikel 36 leicht nutzen könnten, um mühsam errungene Rechte wieder zurückzunehmen. “Wer ist überhaupt maßgeblich, die Scharia zu interpretieren”,
fragt Nevine Ebeid, Mitglied bei den Sozialdemokraten. Sobhi Saleh, einer der Wortführer der Muslimbruderschaft in der verfassungsgebenden Versammlung, ließ dann auch die Katze aus dem Sack. Die Scharia-Klausel sei notwendig, weil Ägypten internationale Konventionen unterschrieben habe, die gegen die Scharia verstießen, erläuterte er. Als Beispiele nannte Saleh das Recht von Männern und Frauen auf einen gleichen Erbteil, die Legalisierung von gleichgeschlechtlicher Ehen sowie die Abschaffung der Vielehe – alles nach seinen Worten nicht vereinbar mit der Scharia.
“Ohne die Klausel, muss Ägypten künftig Praktiken erlauben, die gegen den Islam sind, und das ist nicht akzeptabel“.
Die Kritiker bezichtigte er,
“die islamische Religion nicht anzuerkennen sowie Chaos zu stiften, ohne wirklich etwas zu verstehen“.[3]
„Die Opposition wittert Betrug und hat ihrerseits Zahlen veröffentlicht, die eine andere Sprache sprechen. Laut ihren Angaben wurde die Verfassung in vier der zehn Provinzen abgelehnt, in denen am 15.12.2012 abgestimmt wurde. Einig sind sich beide Seiten, dass in Kairo die Mehrheit der Wähler gegen die Verfassung stimmte. Doch während die Muslimbrüder den Anteil der “Nein”-Stimmen mit 56 Prozent angab, haben nach Angaben der Opposition in der Hauptstadt mehr als zwei Drittel der Wähler den Entwurf abgelehnt. Menschenrechtsgruppen beschweren sich über massive Verstöße bei der Abstimmung. So sollen sich zahlreiche Muslimbrüder in den Wahllokalen als Juristen ausgegeben haben, die den Wahlprozess überwachen sollten. Tatsächlich hätten sie die Abstimmung jedoch manipuliert. Bürger sollen mehr als 4000 Verstöße gemeldet haben, die jedoch von den Wahlbeobachtern ignoriert worden seien.“[4]
Im Moment allerdings sieht man mehr und mehr voll verschleierte Frauen und Männer mit langen Bärten an der Corniche, der berühmten Uferpromenade am Mittelmeer. Frauen in Badeanzügen und Bikinis sind im Sommer tabu, und die hervorragenden Fischrestaurants im alten Hafen von Alexandria schenken keinen Alkohol mehr aus. Ein von einem deutsch-ägyptischen Ehepaar über Jahre geführtes Restaurant ist kürzlich niedergebrannt. Es gibt Vermutungen, dass Brandstiftung dahintersteckt. “Dort gab es Alkohol“, sagt ein Händler, der versteckt hinter dem Kassentresen einen kleinen Kühlschrank mit Bier hat.“[5]
2. „In Europa herrscht Sorge über die Lage der Kopten in Ägypten. Was tun Sie zu ihrem Schutz?“
„... Aufgrund meines Glaubens bin ich angehalten, gegenüber Nichtmuslimen gerecht und unparteiisch zu sein, auch, weil mich Scharia und Verfassung dazu verpflichten.“
“Needless to say, tolerance toward the other has no place in the Muslimbrother`s (MB’s) agenda. Therefore, how can certain people assume that the MB is tolerant of Jews? The MB is racist and hates the Jews and anyone who believes in Judaism. This is an uncontestable part of its creed and is reflected in extremist directives that appear in the writings of its greatest thinkers.“[6]
“In 2010, Mohamed Morsi, now Egypt’s president, called Israelis ‘descendants of apes and pigs’ [..].”[7]
„Größter Stein des koptischen Anstoßes ist Artikel 2, in dem die Scharia, das islamische Recht, als Quelle des Rechtssystems festgelegt ist, und die höchste islamische Instanz der Sunniten, die Al-Azhar-Universität. als Wächterin für die rechtmäßige Umsetzung. Problematisch für die Christen in Ägypten ist auch, dass der Staat und nicht die Kirche Hüter über Moral, Anstand und Ethik sein soll. Der Beschwerdebrief, den die koptische Kirche an Präsident Mursi schrieb, blieb weitgehend unbeachtet.“[8]
In der oberägyptischen Stadt Biba im Gouvernement Beni Suef wurde am 13.01.2013 eine 8-köpfige Familie zu 15 Jahren Gefängnis verurteilt, weil sie vom Islam zum Christentum konvertiert ist.[9]
2. „Ende Januar werden Sie nach Berlin reisen. Was erwarten Sie von diesem Besuch?“
„Ich wünsche, dass die deutsche Rolle in Ägypten und im Nahen Osten größer wird – wirtschaftlich und politisch, um zu Stabilität und zu Frieden in der Region beizutragen…“
Zu den Gegnern zählt Mursi auch den Westen.
“Wer ist unser Feind? Die Zionisten. Wer unterdrückt uns? Die Zionisten. Wer zerstört unsere Länder, wer hasst uns? Die Zionisten. Und wer unterstützt sie dabei? Die USA, Frankreich und Europa.”
Dann appelliert er eindringlich an die Zuhörer:
“Meine Brüder, wir dürfen nicht vergessen, unseren Kindern und Enkelkindern den Hass auf die Zionisten und die Juden beizubringen. Mit diesem Hass müssen wir sie füttern, er muss erhalten bleiben.”[10]
Am Sonntag hatte EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy zusammen mit einigen Finanzinstituten der ägyptischen Regierung Hilfsgelder in Höhe von 5 Milliarden Euro angeboten, um den „Übergang zur Demokratie“ in Ägypten zu unterstützen, berichtet die niederländische Zeitung Elsevier. Van Rompuy begründete die Entscheidung damit, dass Ägypten das Geld brauche, weil die Demokratie durch politische Unruhen und wirtschaftlichen Druck zum Stehen gekommen sei… Es hat sich bisher immer noch als Irrglaube erwiesen, wenn Brüssel mit dem Geld der europäischen Steuerzahler irgendwo auf der Welt eine Demokratie errichten wollte.[11]
Hier spricht der derzeitige Präsident von Ägypten, dem Juwel der arabischen Welt, der Wiege der Hoffnung dank des arabischen Frühlings. Dies ist der Mann, der Reformen in Ägypten leiten und durchführen muss. Dies ist der Mann, dessen Regime jetzt vom Westen mit einem Geldfluss in Milliardenhöhe auf den Beinen gehalten wird – ich übertreibe nicht: Das ist als ob man Nazi-Deutschland eine Unterstützung in Milliardenhöhe gewährte. Mursi ist ein abgefeimter Antisemit, Führer einer religiös-politischen Bewegung, die man nur als eine islamistisch-faschistische Bewegung bezeichnen kann, und er bekommt von uns finanzielle Unterstützung in Hülle und Fülle.[12]
3. „Die Region bleibt auch zwei Jahre nach revolutionären Umbrüchen in Aufruhr: In Syrien herrscht Bürgerkrieg, der Waffengang zwischen Israel und der Hamas in Gaza liegt erst zwei Monate zurück. Arbeiten Sie daran, die ägyptische Truppenpräsenz an der Grenze zum Gazastreifen und zu Israel zu erhöhen?“
„… Das neue Ägypten und sein Staatspräsident sind dem Frieden und der Stabilität im Nahen Osten verpflichtet… Wir respektieren, was wir unterschrieben haben, und wir respektieren das Recht der Menschen, in Frieden und Sicherheit zu leben. Wir wollen einen Nahen Osten, wie er im Friedensvertrag vereinbart ist, mit einem gerechten und umfassenden Frieden.“
Gegenüber dem Fernsehsender Al-Quds TV erteilt Mursi bereits im März 2010 der Zweistaatenlösung eine Absage:
“Wir fordern einen Staat für die Palästinenser auf dem gesamten Boden Palästinas. Es wird vom Frieden gesprochen und von einer Zweistaatenlösung, aber das sind Illusionen.” Und in einer Rede vor Mitgliedern der Ärztekammer der ägyptischen Provinz Al-Sharqiyya erklärt Mursi Anfang 2010: “Palästina wird nicht ohne Widerstandskampf befreit werden können. Die Zionisten müssen bekämpft werden, wo immer sie sich aufhalten. Tyrannei muss überall dort bekämpft werden, wo sie auftritt.”[13]
„Liebe Brüder, wir dürfen unseren Kindern und Enkeln nicht verweigern, und unseren Hass gegen jene Zionisten und Juden vergessen und auf all diejenigen, die sie unterstützen. Sie müssen auf Hass getrimmt werden. Der Hass muss weitergehen. Ein amerikanischer Präsident nach dem anderen und zuletzt Obama spricht über amerikanische Garantien für die Sicherheit der Zionisten in Palästina. [Obama] war sehr deutlich, als er seine leere Worte in Ägypten sprach. Er sagte viele Lügen und von denen er nicht ein einziges Wort erfüllt hat, auch wenn sie aufrichtig waren -. Was er nicht ist.“[14]
“This hatred did not emerge in the 20th century or [after] Israel’s establishment or the occupation of Arab and Palestinian lands by Israel. This hatred is historic, with roots going back to the inception of Islam. The Muslimbrothers bases its hatred of Jews on the Koranic verse: ‘You will surely find that the most intense of people in animosity towards the believers are the Jews and the polytheists… ‘ [Koran 5:82].[15]
Er sagte aber allen Palästinensern Unterstützung zu, auch der im Gazastreifen regierenden radikalislamischen Hamas.
“Es kann keinen Frieden im Nahen Osten geben, ohne den Palästinensern ihre vollen Rechte zu geben”,
sagte Mursi, der am 30. Juni als Präsident die Nachfolge des im vergangenen Jahr gestürzten Vorgängers Husni Mubarak antrat.[16]
Ein Maximum an Sharia, ein Minimum an gesellschaftlicher und subjektiver Freiheit der Bevölkerung in jeglicher Hinsicht, ein judenhassender Präsident, die Machterreichung durch Wahlfälschung, die Unterstützung der radikalen Hamas, die Zuwendung zum nun ideologisch nahestehenden Iran[17] und das alles subventioniert durch u. a. westliche Mittel: Wenn Ägypten nicht auf dem fast vollendeten Weg zu einem „Gottesstaat“ ist, dann fließt der Nil demnächst sicher auch durch das katholische Münster.
Hamed Abdel-Samad[18]:
„Differenzieren Sie ruhig bis zur Unkenntlichkeit weiter! Es gibt keine moderaten Islamisten, Herr Ruprecht Polenz, das ist eine Illusion! Sie sind nur solange moderat, bis sie die Macht ergreifen!!!“[19]
Herr Polenz, das Schöne an Märchen ist, dass sie so leicht zu durchschauen sind.
(GASTAUTOR: sb)
[1] FACEBOOKSEITE RUPRECHT POLENZ
[2] Egypts Draft Constitiution Translated
[3] ZEIT.DE: Ägypten – Frauenrechte – Verfassung
[4] SPIEGEL.DE: Ägyptens Opposition wirf Muslimbrüdern Wahlmanipulation vor
[5] WELT.DE: Ägyptens Kopten verlieren ihren Hoffnungsträger
[6] Israels Islamist Neighborhood
[7] TW24.NET; NY TIMES: Mursi and antisemitic slurs
[8] WELT.DE: Muslimbrüder verlieren Hoffnungsträger
[9] URTEIL: 15 Jahre Gefängnis wegen Übertritt zum Christentum
[10] TAGESSCHAU.DE: Mursi
[11] DWN: EU für Muslimbrüder-Regierung
[12] FACEBOOK-SEITE WORLD MEDIA WATCH; dt. Übersetzung im Kommentarbereich
[13] TAGESSCHAU.DE: Mursi
[15] WARPED-MIRROR.COM
[16] WELT.DE: Für Mursi ist der Iran die Lösung, nicht das Problem!
[17] PARSE UND PARSE
Ruprecht Polenz – Der Unterstützer “Davids” Teil 2
“Also, sprach Polenz“ (Fortsetzung von Teil. 1!)
Wir erinnern uns: Am vorgestrigen Samstag tätigte Ruprecht Polenz, seines Zeichen Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses des Bundestages und damit entsprechend allgemein und speziell mit Wissen gesegnet, folgende Aussage zu einer Frage (zum Vergrößern bitte Bild anklicken!):
Da Wissen Macht ist, wollen wir uns folgend diese Aussage einmal genauer ansehen.
1. These R. Polenz:
„Nach 40 Jahren wird die fortdauernden Besatzung immer weniger verstanden.“
Die „Besatzung“ – wie jeder weiß, der sich mit dessen Historie beschäftigt hat – wurde den Israelis 1967 aufgezwungen, nachdem Israel im Zuge der Verteidigung gegen den arabischen Angriffskrieg durch Ägypten, Jordanien und Syrien, dem sog. 6-Tage-Krieg, Gebiete (hier: Gaza, die Sinai-Halbinsel, Golan-Höhen, Samaria, Judäa, Ostjerusalem) eingenommen hatte.
Die Sinai-Halbinsel, Gaza: Im Zuge späterer Friedensverhandlungen sind diese Gebiete als Tausch für Frieden und unter Beseitigung aller dort geschaffenen israelischen Einrichtungen an die Vertreter der jeweiligen Regierungen zurückgegeben worden (Die Sinai-Halbinsel: Friedensvertrag mit Ägypten 1979, Gaza: 2005)
Golan-Höhen: Im Grenzgebiet Israels zu Syrien befindlich stehen diese unter Beobachtung der UN.
Samaria, Judäa: Bei dem sogenannten „Westjordanland“ handelt es sich letztendlich um “umstrittenes Gebiet”, da Israel kein souveränes Staatsgebiet von einem anderen Land erobert hat und demzufolge nicht um eine „völkerrechtswidrige Besatzung“, wie gerne behauptet wird.[1] Das „Westjordanland“ wurde 1993 durch die Unterzeichnung des Osloer Abkommen[2] größtenteils unter die Selbstverwaltung der Palästinenser-Vertretung, der PLO, gestellt. Grundsätzlich ist der Status der Autonomie in den verwalteten Gebieten zu klassifizieren, aus dem sich die Rechte, aber auch die souveränen Pflichten der PLO ergeben:
Ostjerusalem: Der Teil von Jerusalem, der seit dem Palästinakrieg 1948 von Jordanien besetzt war, bis er 1967 nach einem Angriff Jordaniens auf Westjerusalem von Israel erobert wurde. Ostjerusalem ist heute Teil des vereinigten Jerusalems. In zurückliegenden Friedensverhandlungen lehnte Israel eine vollständige Aufgabe Ostjerusalems zugunsten eines zukünftigen palästinensischen Staates ab. Begründet wird dies unter anderem mit den Erfahrungen vor 1967, als die jordanischen Besatzer jüdischen Personen den Zugang zur Klagemauer sowie Nichtmuslimen das Betreten der Altstadt verwehrten, aber auch damit, dass Jerusalem vor 1948 nie Teil eines souveränen Staates gewesen sei und es somit keinen rechtlichen Anspruch der Palästinenser auf Ostjerusalem gebe. Daher kann auch hier keine völkerrechtswidrige Besatzung der Israelis geltend gemacht werden.
2. These R. Polenz:
„Israel ist im Verhältnis zu den Palästinensern der Goliath und nicht der David.“
Jeder kennt sie, die Geschichte des hebräischen Hirtenjungen Davids, der eigentlich nur seinen im Heer dienenden Brüdern Brot und Käse bringen sollte, aber die lästerlichen Verhöhnungen Goliaths, dem Vorkämpfer der Philister, der Gegner Israels, nicht ertrug. Daraufhin wurde er König Saul vorstellig und mit dessen eigener Rüstung ausgerüstet, verzichtete jedoch auf diese und tötete den Philister Goliath mit einer einfachen Steinschleuder. David nimmt in der jüdischen Geschichte die Geschichte des hebräischen „Underdogs“ ein, der durch Tapferkeit und Klugheit seine Feinde besiegte und das Großreich Israel mithin seiner Hauptstadt Jerusalem begründete. Im Grunde genommen war der israelische Staat ab 1948 der David, welcher sich mehrfach gegen seine arabischen Nachbarn, dem Goliath, erfolgreich zur Wehr setzte: David war kleiner und schwächer, aber er war der klügere und seine Kraft kam durch den intelligenten Einsatz der Gewalt zum Ausdruck. Die Schleuder symbolisiert sozusagen die fortgeschrittene Technologie, die Israel benutzt und die es dem jüdischen Staat erlaubt nur soviel Gewalt anzuwenden wie nötig und nur dort wo erforderlich, um den dumpfen gewalttätigen Riesen im Zaum zu halten.
Wer sich nun angesichts der zumindest moralischen Unterstützung für die Palästinenser auf die „David und Goliath – Geschichte“ beruft, dem kann man entweder nur Naivität oder böswillige Unterstützung bescheinigen: Die radikalislamische Hamas, die 2006 von einer Mehrheit der Palästinenser im Gaza gewählt wurde, erkennt Israel nicht an und fordert die Errichtung eines Gottesstaats auf dem Boden des heutigen Israels mit ganz Jerusalem als Hauptstadt und sowie die Vernichtung der Juden und des Staates Israel.[3] Finanziell und ideologisch unterstützt wird die Hamas von Syrien und Iran, dem Libanon, Jordanien, Saudi-Arabien und Katar u. a., die die Belange Jerusalems propagandanutzend für ihre teils kontroverse Außenpolitik verwenden. Der Anführer der schiitischen Hisbollah, Hassan Nasrallah, bezeichnete Jerusalem als „das große Ziel und die große Schlacht unserer Zeit.“ In großen Teilen der arabisch-muslimischen Welt gilt der derzeitige Status Jerusalems nicht nur als Rechts- sondern vor allem als Prestigeverlust. Auch die PLO gibt sich zwar gemäßigt, verfolgt in der Sache aber das selbe Ziel wie die Hamas.[4] Der brüchige Frieden Israels mit Ägypten scheint durch die aktuellen politischen Entwicklungen genauso in Gefahr zu sein, wie dies in Syrien absehbar ist. Eine Wiederholung der biblischen „David und Goliath – Geschichte“ scheint sich abzuzeichnen.
Herr Polenz als jemand, der oft im arabischen Raum unterwegs ist, muss wissen, dass sich viele, auch einfache Palästinenser als Nachfahren der Philister begreifen (Goliath=Philister). Wenn er das umkehrt, erinnert er damit an die gern propagierte Metapher der Palästinenser als die “Juden Arabiens” (wegen ihrer „Zerstreuung“). Im deutschsprachigen Raum gibt es diese Umkehrung nur ein einziges Mal und zwar bei dem schärfsten Kritiker des Christentums Nietzsche: “Dass die Juden, wenn sie wollten – oder, wenn man sie dazu zwänge, wie es die Antisemiten zu wollen scheinen –, jetzt schon das Übergewicht, ja ganz wörtlich die Herrschaft über Europa haben könnten, steht fest; dass sie nicht darauf hinarbeiten und Pläne machen, ebenfalls. Einstweilen wollen und wünschen sie vielmehr, sogar mit einiger Zudringlichkeit, in Europa, von Europa ein- und aufgesaugt zu werden, sie dürsten darnach, endlich irgendwo fest, erlaubt, geachtet zu sein und dem Nomadenleben, dem ‘ewigen Juden’ ein Ziel zu setzen –; und man sollte diesen Zug und Drang, der vielleicht selbst schon eine Milderung der jüdischen Instinkte ausdrückt, wohl beachten und ihm entgegenkommen” (Jenseits von Gut und Böse). Tja, seltsame Umkehrungsfiguren zumal Nietzsche der Apologet des “Herrenmenschen” gewesen ist. Damit das bei ihm, Herrn Polenz, funktioniert, klammert er die Palästinenser von ihren “arabischen Freunden” aus und erklärt die arabischen Initiativen zu Friedensinitiativen und Friedenangeboten.[5]
Und das Fazit der Geschichte: Entschlossen steigt Ruprecht Polenz vom Bundestag direkt rüber auf die Quadriga des Brandenburger Tores und reitet mit ihr als Verkünder der Friedenmission ins Gelobte Land – dabei läuft er in Wirklichkeit nur in guter katholischer Tradition seiner kreativen Bibelexegese hinterher.
Danke Herr Polenz. Dank Ihnen sind wir alle nun ein wenig wissensreicher, und mächtiger.
[Gastautoren: sb/ey]
[Hinweis: Der nächste Artikel wird sich mit den von Herrn Polenz positiv bewerteten arabischen Friedensinitiativen beschäftigen.]
[1] Dazu Ulrich Sahm, Israel-Korrespondent für u. a. N-TV und Danny Aylaon, ehem. stellvertretende Außenminister und Mitglied der Knesset für Yisrael Beiteinu, israelische Botschafter in den Vereinigten Staaten von 2002 bis 2006, Journalist für die Jerusalem Post und das Wall Street Journal ab ca. Min. 6: (FÜR VIDEO BITTE HIER KLICKEN!)
Weiter dazu: Sind israelische Siedlungen in der Westbank wirklich illegal? sowie Die Besetzung Palästinas
[2] Abkommen zwischen Israel und den Palästinensern im Rahmen des sog. Oslo-Friedensprozesses: Prinzipienerklärung über die vorübergehende Selbstverwaltung (Oslo I, 13. September 1993), wurde erst nach dem Gaza-Jericho-Abkommen (4. Mai 1994) umgesetzt; das Interimsabkommen über das Westjordanland und den Gazastreifen (Oslo II, 1995)
[3] Charta des Hamas: Ulrich Sahm Hamas-Charta
[4] 4-Stufen-Plan
[5] DIE WICHTIGSTE AUSSAGE IM ARABISCHEN FRIEDENSABGEBOT VON 2002: „im Rahmen dieses umfassenden Friedens normale Beziehungen zu Israel aufbauen“ „Obwohl die Formulierung „normale Beziehungen“ nicht an die „vollständige Normalisierung“ heranreicht, stellt sie doch einen bedeutenden Fortschritt gegenüber vergangenen Resolutionen dar. Im Arabischen konnotiert der Begriff der Normalisierung (tatbi’) die Zähmung von Tieren, im klassischen Arabisch auch „Schmutz“ und „Infektion““ (Link); Artikel 13 Charta der Hamas: „Ansätze zum Frieden, die sogenannten friedlichen Lösungen und die internationalen Konferenzen zur Lösung der Palästinafrage stehen sämtlichst im Widerspruch zu den Auffassungen der Islamischen Widerstandsbewegung. Bisherige Konferenzen waren lediglich eine Spielart unter Vielen, um den Ungläubigen die Herrschaft über palästinensischen Boden zu ermöglichen. Die Juden und Christen werden nicht mit dir zufrieden sein, solange du nicht ihrem Bekenntnis folgst. Die rechte Leitung ist allein die von Allah. Eine Lösung für die palästinensische Frage gibt es nur durch den Dschihad. Internationale Konferenzen sind Zeitverschwendung und unsinniges Spiel.“
(Quelle Bild: Wikipedia)
Ruprecht Polenz – Der Unterstützer “Davids”
Man könnte meinen, für den Vorsitzenden des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag und bekennenden Israelfreund Ruprecht Polenz, wäre es eine Selbstverständlichkeit, sich täglich für den Staat Israel einzusetzen. Schließlich betont er immer wieder die besonderen Beziehungen zwischen Deutschland und Israel, welche er in seiner Dienstzeit hegt und pflegt. In seiner privaten Zeit sollte dies demnach aus so sein, möchte man meinen, denn jeder weiß: Ein Politiker ist immer im Dienst.
Nun ergab es sich zu einer Zeit in der die Mehrheit der deutsche Presselandschaft den Antisemitismusbegriff seit 1945 untergegangen sah, dass Shimon Samuels, Direktor für Internationale Beziehungen am Simon-Wiesenthal-Zentrum in Paris, einen 10-Punkte-Kodex zum Umgang der deutschen Presse mit der Berichterstattung zu Israel vorschlug.
Ruprecht Polenz sah sich nun als Freund und Deutscher bemüßigt, diesen auf seiner Facebook-Seite dem sich dort öfters tummelnden Mob aus links-liberalen Möchtegern-Kinderfreunden, Hetzern und bekennenden Israelhassern zur Diskussion vorzulegen.
Lesen Sie hier, zu welch “außergewöhnlicher” Schlußfolgerung Polenz kommt!
Ruprecht Polenz und die selektive Differenzierung
Die letzten Tage gab es heftige Auseinandersetzungen und Diskurse mit Ruprecht Polenz auf dessen Facebook-Seite. Die Gründe sind wohl mittlerweile hinlänglich bekannt. Polenz, wohl der “größte Freund Israels, den die Welt je gesehen hat”, dreht sich im Kreis. Selektive Wahrnehmung ist für manche ein Problem und macht auch vor Bundestags-Abgeordneten nicht halt. Ein wunderschönes Beispiel hinsichtlich der Facebook-Debatten mit Polenz hat DIE ACHSE DES GUTEN aufgegriffen. LESEBEFEHL!
Hier noch übrigens ein sehr schönes Beispiel, wie Polenz sich bemüht, quasi im Alleingang die Antisemitenfrage zu beantworten. Wie es aussieht hat er sogar einen 10-Punkte-Kodex vorgestellt.
Kommentar: Ruprecht Polenz und Israel
“Ei,ei, für trotzgen Kindermut
ist meine lange Rute gut!
Heißt es bei Euch denn nicht mitunter:
Nieder den Kopf und die Hosen herunter?”
So heißt es im Gedicht “Knecht Ruprecht” von Theodor Storm. Ein anderer ,quasi auch berühmter, Ruprecht lebt heute und ist seines Zeichens Mitglied des Deutschen Bundestags für die CDU, ist dort, man höre und staune, Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses und Mitglied im Vorstand des ZDF-Medienrates: Ruprecht Polenz, der. Ähnlichkeiten mit fiktiven Gestalten aus Prosa und Poesie oder mit bereits verstorbenen Personen wären rein zufällig und sicher nur teilweise beabsichtigt.
Der große Storm würde sich wohl im Grabe umdrehen, wüsste er um so manche Meinung, die der Namensvetter seiner in der ganzen Welt berühmten Figur so vertritt. Aber genug der Konjunktive. Was zählen sind Präsenz und Gegenwart: Ruprecht Polenz gilt als glühender Verfechter der Rechte der Palästinenser im Gazastreifen (und zwar nur dort!) und als Israel-Kritiker erster Güte. Lesen Sie hier den ganzen Kommentar!
UPDATE: Das ZDF und die Israel-Berichterstattung
Nachdem wir bereits gestern von dem Schriftwechsel der Initiative FREUNDSCHAFT DEUTSCHLAND-ISRAEL berichtet hatten, geht es bereits heute in die zweite Runde. Da der Fernsehsender so gut wie gar nicht auf die Kritik der Initiative in seiner Antwort einging, hat diese das ZDF in einem erneuten Schreiben nun nochmals unmißverständlich dazu aufgefordert, detailliert auf die Anmerkungen einzugehen und vor allem zu dem Vorschlag auf ein gemeinsames Gespräch mit Henryk M. Broder und einem Vertreter des Senders Stellung zu beziehen. Zum gesamten Briefwechsel inklusive der neuen Antwort der Initiative geht es hier entlang!